Trans* Day of Visibility

Wir veranstalten am 31.03. den Trans* Day of Visibility, der Tag für die Sichtbarkeit von trans* Personen. Wir sind trans* Personen, die eingesehen haben, dass unsere Demütigungen, Pathologisierungen, zu „Anderen“ gemacht werden, psychischen und physischen Gewalterfahrungen gesellschaftliche Ursachen haben und deshalb politisch bekämpft und abgeschafft gehören! Nicht wir sind das Problem, sondern die Zwangseinteilung in ein westliches System der Zweigeschlechtlichkeit (Mann und Frau), das uns unterdrückt und kaputt macht!

Wir wissen, dass wir mit diesen Erfahrungen nicht allein sind. Unser Kampf steht in der Tradition von Kämpfen anderer marginalisierter Gruppen um Befreiung – weltweit! Wir wissen, dass wir nur wirklich frei sein können, wenn alle Menschen frei sind und alle Formen der Unterdrückung beseitigt sind! Deshalb möchten wir nicht nur konkrete politische Forderungen für unsere Interessen aufstellen, sondern eine andere, eine solidarische Gesellschaft erkämpfen: 

ohne Psychopathologisierungen[1], Gefängnisse, Polizei und andere Formen institutionalisierter Unterdrückung, sowie die Beseitigung sämtlicher Diskriminierungen entlang sozial konstruierter Kategorien. Wir wollen eine Gesellschaft, in der wir uns als Menschen begegnen und sehen können. Wir wollen eine Gesellschaft, in der wir „ohne Angst verschieden sein können“.

Wir fordern:

trans* als Asylgrund anerkennen!

Keine Zwangsverpflichtung von Personen zum Militärdienst. Sofortiger Zugang für trans* Personen mit Fluchterfahrungen zu sämtlicher medizinischer Versorgung. Sichere Orte für trans* Geflüchtete nach Ankunft schaffen.

Ausrichtung der Medizin auf alle Körper und Zugang zu dieser für alle!

nicht nur auf weiße ableisierte cis-endo Männer[2].

Hierfür braucht es: angepasste geschlechtergerechte Bildungspläne für Mediziner*innen. Gleichermaßen hochwertige Behandlungen für alle Körper. Kostenlose Therapien, kostenlose Medikationen, kostenlose medizinische Eingriffe unabhängig von Staatszugehörigkeit und Einkommen und pathologisierenden Diagnosen wie „Geschlechtsidentitätsstörung“. Gleicher Zugang zu Reproduktionsmedizin für alle! Kryokonservierungen von Spermien und Eizellen als Kassenleistung, die ohne Begründung beansprucht werden können.

Entstigmatisierung von trans* Kindern/Jugendlichen

Trans* Kindern soziale Transitionen ermöglichen. Jugendlichen Zugang zu Pubertätsblockern ab Beginn der Pubertät ermöglichen und Zugang zu Hormonen nach Einschätzung von aufgeklärten, medizinischen Personen. Diese Maßnahmen müssen auch gegen den Willen von Erziehungsberechtigten einklagbar sein!

Abschaffung des Transsexuellengesetzes

Namensänderung per Selbstauskunft. Geschlecht nicht mehr erfassen.

Bildungsprogramme über geschlechtliche Vielfalt fördern

und zwar in und jenseits schulischer Strukturen, niederschwellig und in allen institutionalisierten Kontexten: gendersensible Bildung in die Lehrpläne und in die Ausbildung von allen sozialen Berufen, inklusive einer dekolonialen Perspektive auf Gender

Flächendeckende Einführung von barrierefreien Unigender-Toiletten,

weil ohne stigmatisiert zu werden auf die Toilette gehen zu können für alle möglich sein muss.

Schutz für trans* Gefangene

Sofortige Aussetzung von Ersatzfreiheitsstrafen. Zugang zu Krankenversicherung und transitionsbedingten medizinischen Leistungen. Selbstzuordnung von Gefangenen, ob sie in ein „Männer“ oder „Frauen“ Gefängnis bis zur schnellstmöglichen Abschaffung binärer Gefängnisse und langfristig: Abschaffung aller Gefängnisse. Binarität garantiert keine Sicherheit für Gefangene, hierfür bräuchte es andere Strukturen!

Gerechtigkeit für trans* Sexarbeiter*innen

Entkriminalisierung der Sexarbeit. Entschädigung für die Arbeitsverbote in der Pandemie. Anonyme, kostenlose, überall verfügbare Gesundheitsversorgung. Trans* und Sexwork spezifische Bildung für Mediziner*innen. Wohnraum für alle. Ende der polizeilichen Schikanen gegen trans* Sexarbeiter*innen. Arbeitsrechtliche Absicherungen und Entstigmatisierungen. Kostenlose Kondome, kostenlose Verhütungsmittel, kostenlose PrEp[3]. Stigmatisierung von Sexarbeit bekämpfen. Enteignung von Sexwork Online Plattformen und Selbstverwaltung dieser durch Sexarbeiter*innen um: Stigmatisierungen und trans*feindliche Kategorisierungen auf diesen zu beenden, Schutz vor übergriffigen Kund*innen zu gewährleisten, Abzocke durch Plattformbetreiber*innen zu beenden

trans*Feindlichkeit erfassen

polizeiunabhängige Erfassung von trans*feindlicher Gewalt. Polizeiunabhängige Ermittlungen zu trans*feindlichen Kontrollen durch die Polizei.


Hier findest du einige wichtige Info’s dazu, wie du trans* Personen ganz praktisch unterstützen kannst.


[1] Als Psychopathologisierung wird die Einordnung von Verhaltensweisen, Empfindungen, Wahrnehmungen, sozialen Verhältnissen oder zwischenmenschlichen Beziehungen als „krankhaft“ bezeichnet. Hierdurch wird eine Norm konstruiert und alles was von dieser abweicht als „krankhaft“ geandert und somit abgewertet.

[2] Personen, die in einer Gesellschaft nicht behindert werden, werden als ableisiert bezeichnet.  Cis-Geschlechtlichkeit bedeutet die Übereinstimmung der Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht.

Endo oder dyadisch bezeichnet Menschen, die nicht inter* sind, deren körperliche Merkmale also den medizinischen Normvorstellungen von Männern und Frauen entsprechen.

[3] Prä-Expositions-Prophylaxe: Ist eine Safer-Sex-Methode, bei der HIV-negative ein HIV-Medikament einnehmen, um sich vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen.